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17.06.2012

fast finito

schrittweise neigt sich mein aufenthalt in piter seinem ende zu: zeugnisse abholen hier, letzte treffen da, noch schnell museen ansehen, die ich das ganze jahr über haette besuchen können...

aber der reihe nach:


 nach zahlreichen anlaeufen (denn die wissen nicht, was sie tun) endlich erhalten: mein uni-abschlusszeugnis! mein neuer ehrentitel lautet "otlitschniza" - so heißen hier die einserschülerInnen aka streberInnen. 



 leider schon vorbei ist die chorsaision und damit auch die ukulele-jamsessions mit meinen chorkollegas.



ebenfalls im endspurt: die wöchentlichen treffen mit meiner professorin larisa alexandrowna, die mir russische lyrik naehergebracht hat, waehrend ich ihr basiskenntnisse des deutschen vermittelt habe. luxuriöser privatunterricht war das, immer in verbindung mit gutem kaffee und guten gespraechen.

larisa alexandrowna mit ihrer mutter, nina fjodorovna, die mir vieles über ihre erfahrungen waehrend der leningrader blockade erzaehlt hat, die sie als kind erlebt hat.

jetzt, wo ich die verbleibenden tage in piter an einer hand abzaehlen kann, bekomme ich natuerlich die panik, was es noch alles anzusehen gibt. abreise erfolgt zwar erst ende des monats, punktgenau zum auslaufen meines visums, aber schon übermorgen vertschüssen julia und ich uns für acht tage in den norden, richtung archangelsk.
 
gestern habe ich ein letztes mal die ermitage durchstreifen, um wieder festzustellen, dass ich den großteil der sammlung noch nicht gesehen hab.


und eine premiere: heute habe ich endlich die unglaublich schöne auferstehungskirche von innen gesehen. die waende sind vollstaendig mit mosaiken bedeckt. 


konkludierend laesst sich sagen: vieles gesehen, weit nicht alles, und haeufig kommt etwas neues hinzu!


wie etwa diese zufallsentdeckung. ein beeindruckendes 60er-jahre-monster, das ein forschungszentrum für robotertechnologie beherbergt. die form soll an eine aehre erinnern.

25.05.2012

die hochzeit

 also, endlich mal ins theater.

und nicht in irgendeines! das alexandrinskij muss es sein.

dort hat man ein herz für besucherInnen mit kleinen geldbeuteln und dazu einen ausgeprägten sinn für ordnung. unter denen, die auf den schlechten rängen sitzen, werden nach dem zweiten läuten „einladungen“ für die freien plätze im porter verteilt. hat man eine solche ergattert, heißt es die beine in die hand nehmen und die vier stockwerke hinunterstürzen, denn nach dem dritten läuten gibt es keinen einlass mehr. gnadenlos. er ist wirklich groß, dieser ordnungssinn.


 so ein schönes, dickes stück papier, mit genauer platzangabe, unterzeichnet vom administrator des hauses persönlich.

so bin ich um nur wenige kopejken an einen tollen platz gelangt. zur linken die bühne, zur rechten die (unbesetzte) kaiserloge, die der zar bei der uraufführung eben dieses stückes, gogol’s „hochzeit“ 1842 schon während des ersten akts verlassen hat.

 ich bin geblieben, denn mir gefallen gogol’s hang zum absurden, sein spitzer humor und die sozialkritischen anklänge. und natürlich die „poschlost“ seiner figuren. was das ist, lassen wir am besten wladimir nabokov erklären: „bei nochmaligem nachdenken will es mir vorteilhafter erscheinen, dieses fette untier von einem wort englisch als postlust zu transliteriere – was den matten ton des zweiten, unbetonten o besser wiedergibt. das erste o dagegen ist so groß wie der platsch eines in einen schlammigen teich fallenden elefanten und so rund wie der busen einer badeschönheit auf einer deutschen ansichtskarte. englische wörter, die einige, keinesweg aber alle aspekte von postlost ausdrücken, sind beispielsweise: cheap (billig), sham (unecht, falsch), common (gemein), smutty (seimig), pink-and-blue (rosarot und himmelblau, kitschig), high falutin (hochgestochen), in bad taste (geschmacklos).“


der poschlost ebenfalls nicht abgeneigt, lache ich beim nachhausegehen gerne über das brautmodengeschäft, gleich neben dem erotikwäscheladen. vermutlich haben die beiden denselben besitzer; die spezialisierung „frauen verkleiden“ ist ja die gleiche. was wohl gogol dazu gesagt hätte?


14.11.2011

weekend in action


was für ein wochenende! begonnen hat es eigentlich schon am donnerstag abend, julia und ich auf ein bier oder zwei im loft projekt etagi am ligovskij prospekt. ein sehr schöner, megahipper ort mit ausstellungsräumen, cafe usw. und einer terasse, auf der es sich im sommer bestimmt fein sitzen lässt.
am samstag gab es vom deutsch-russischen austausch eine veranstaltung zur gestaltung von stadtführungen. dazu wurde ein russischer professor eingeladen, der in moskau, petersburg, nyc und rom stadtführungen mit architektur-schwerpunkt namens velonight veranstaltet. das sind ziemliche events sein, bei denen tausende von leuten nachts mit dem rad durch die straßen fahren und per radio infos zu den besuchten orten erhalten.



das logo der velonotte roma - gefällt mir sehr gut!


samstag abend hab auch ich mich noch auf eine nächtliche stadttour begeben. ein neuer bekannter von der uni hat mich auf ein getränk in einer art russischen KFC eingeladen und danach sind wir noch mit seinen freunden durchs nächtliche petersburg zu den wohnhäusern der dichter daniil charms und iossif brodskij spaziert. die majakovskaja uliza entlang, gespräche über literatur. wiedermal hat sich bestätigt, was meine russischprofessorin stets prophezeit hat, nämlich, dass sämtliche russInnen sämtliche gedichte auswendig können, alle bücher gelesen und alle filme gesehen haben. und nichts weniger von ihrem gegenüber erwarten...vor dem haus von daniil charms gab es dann eine spontan-rezitation, das war ganz wunderbar.

am sonntag noch eine interessante veranstaltung: der "3. intellektuelle flohmarkt - worte & sachen" im zentrum für junge forschung. im programm: vorträge zum thema "revolution in der stadt", ein bücherflohmarkt, eine fotoausstellung, ein workshop zu "revolutionärem hand-made", fotoecke mit einer michel-foucault-puppe und der bau einer blockade. das nenne ich eine unterhaltsame heransgehensweise ans thema!


gestern abend noch ein klassisches ballett im rimskij-korsakov konservatorium bei uns um die ecke. gezeigt wurde das stück "giselle". großes, klassisches ballett mit allem, was dazu gehört. was für ein fantastischer kostümschinken!