also, endlich mal ins theater.
und nicht in irgendeines! das alexandrinskij muss es sein.
dort hat man ein herz für besucherInnen mit kleinen geldbeuteln und dazu einen ausgeprägten sinn für ordnung. unter denen, die auf den schlechten rängen sitzen, werden nach dem zweiten läuten „einladungen“ für die freien plätze im porter verteilt. hat man eine solche ergattert, heißt es die beine in die hand nehmen und die vier stockwerke hinunterstürzen, denn nach dem dritten läuten gibt es keinen einlass mehr. gnadenlos. er ist wirklich groß, dieser ordnungssinn.
so ein schönes, dickes stück papier, mit genauer platzangabe, unterzeichnet vom administrator des hauses persönlich.
so bin ich um nur wenige kopejken an einen tollen platz gelangt. zur linken die bühne, zur rechten die (unbesetzte) kaiserloge, die der zar bei der uraufführung eben dieses stückes, gogol’s „hochzeit“ 1842 schon während des ersten akts verlassen hat.
ich bin geblieben, denn mir gefallen gogol’s hang zum absurden, sein spitzer humor und die sozialkritischen anklänge. und natürlich die „poschlost“ seiner figuren. was das ist, lassen wir am besten wladimir nabokov erklären: „bei nochmaligem nachdenken will es mir vorteilhafter erscheinen, dieses fette untier von einem wort englisch als postlust zu transliteriere – was den matten ton des zweiten, unbetonten o besser wiedergibt. das erste o dagegen ist so groß wie der platsch eines in einen schlammigen teich fallenden elefanten und so rund wie der busen einer badeschönheit auf einer deutschen ansichtskarte. englische wörter, die einige, keinesweg aber alle aspekte von postlost ausdrücken, sind beispielsweise: cheap (billig), sham (unecht, falsch), common (gemein), smutty (seimig), pink-and-blue (rosarot und himmelblau, kitschig), high falutin (hochgestochen), in bad taste (geschmacklos).“
der poschlost ebenfalls nicht abgeneigt, lache ich beim nachhausegehen gerne über das brautmodengeschäft, gleich neben dem erotikwäscheladen. vermutlich haben die beiden denselben besitzer; die spezialisierung „frauen verkleiden“ ist ja die gleiche. was wohl gogol dazu gesagt hätte?
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