30.11.2011
29.11.2011
apraksin dvor
vor kurzem habe ich "apraksin dvor" entdeckt, ein markt im zentrum der stadt. dort bekommt man hochzeitskleider, pelze, handschuhe, unterwäsche, cds und allerhand anderen ramsch. sieht aus wie eine mischung aus wildwest-stadt und chinatown.
an drei seiten wird das gelände, in dem man sich herrlich verlieren kann, von einem säulengang begrenzt.
"gostinij dvor"
gleich daneben befindet sich das etwas glamourösere einkaufszentrum "gostinij dvor" am nevskij prospekt. an der außenseite gibt es schicke geschäfte - was sich innerhalb des hofes abspielt, ist im gegensatz zu apraksin dvor unbekannt. gerüchtehalber befindet sich in dem vierkanter das zentrum der russischen pornoindustrie. ein blick in die satellitenbilder von google earth ist diesbezüglich aber wenig aufschlussreich.
28.11.2011
schön war's!
5 tage gemeinsam mit andi in piter. schön war's! sehr schön sogar. nach langem wieder mal zeit zusammen zu verbringen. und vor allem konnte ich andi all die sachen zeigen, die das leben hier ausmachen, wie eine rasante sonntagsausfahrt in der marschrutka, in der schallend laut russische schlager aus dem radio tönen. definitely one of the things that make life in russia worthwhile!
oder die super konzerte mit einem begeistertem publikum, das sich schon vor konzertbeginn am rande des wahnsinns befindet. am donnerstag waren wir auf einem konzert von gogol bordello. was auf dem foto recht gesittet wirkt, hat tatsächlich eher so ausgesehen.
Ein lautes "молоцы, молоцы!" für gogol bordello in acoustic und live (= "gut gemacht", wortwörtlich "gute jungs, gute jungs!")
mit yulia, silke und andi zu späterer stunde im "teremok", eine pfannkuchen-fastfoodkette. hmm, honigbier!
zu gast bei ira und paula. borschtsch, zakuski und wodka.
und überhaupt konnte ich andi das lecker essen hier schmackhaft machen. im bild: pyschetschki and me
große begeisterung haben auch die überdimensionierten regenrinnen-elefantenrüssel hervorgerufen, die leider häufig opfer ungezügelter aggression von passantInnen werden.
26.11.2011
kanonerskij island
nach zwei tagen herumwandeln in der innenstadt hatten wir erst mal genug von autowahnsinn und abgase-schlucken. noch dazu ist andi gestern beinahe auf einem zebrastreifen überfahren worden von einer verrückten rechtsabbiegerin. andi ist schon auf der motorhaube gesessen, als der wagen endlich zum stehen kam. und ich, ich habe geschrien, geschrien, geschrien und der fahrerin sichtlich einen schönen schrecken eingejagt. andi ist mit einer schramme am knöchel davongekommen. ich hoffe, er überlebt die verbleibenden 36 stunden im land.
passend dazu der heutige artikel in den st.petersburg times: "are poorely qualified driving schools to blame for the high number of fatal traffic accidents on the city's streets?" weiter heißt es da: "it's not a secret that a driving license can be illegally purchased in russia, and is something of a bargain at about 200 euros". eine derart qualifizierte lenkerin dürfte unseren weg gekreuzt haben.
zur erholung sind wir heute auf die kanonerskij-insel gefahren, um die schiffswerften anzusehen. sonne, wind, meer.
25.11.2011
22.11.2011
übersetzungsstück
endlich online. ich freue mich über eure kommentare.
Aminath K. und Jana S. sprechen über zwei Gedichte, die sie selbst aus dem Russischen ins Deutsche übertragen haben. Die Gedichte haben für sie persönlich eine Bedeutung, die sie auch ihrem neuen kulturellen und sprachlichen Umfeld vermitteln wollten. Michaela L., die Russisch unterrichtet, kommentiert die Übersetzungen. Es entsteht ein Polylog zwischen drei Frauen, die sich nie begegnet sind, und zwei Gedichten, die einander entgegengesetzte Vorstellungen von Schicksal enthalten.
*Die drei Gespräche wurden unabhängig voneinander geführt - die Sprecherinnen wurden erst durch diese Arbeit in Beziehung zu einander gesetzt.
Text: A. Timofejevskij
Übersetzung vom Russischen ins Deutsche von Jana S.
Bild aus dem Zeichentrickfilm Schapokljak.
Gedicht: Raisa Akhmatova
Übersetzung vom Russischen ins Deutsche von Aminat K.
Zeichnung von Aminat K.
"Übersetzungsstück mit drei Stimmen"
ist eine Audiokomposition, zusammengesetzt aus drei Interview-Mitschnitten.
ist eine Audiokomposition, zusammengesetzt aus drei Interview-Mitschnitten.
Aminath K. und Jana S. sprechen über zwei Gedichte, die sie selbst aus dem Russischen ins Deutsche übertragen haben. Die Gedichte haben für sie persönlich eine Bedeutung, die sie auch ihrem neuen kulturellen und sprachlichen Umfeld vermitteln wollten. Michaela L., die Russisch unterrichtet, kommentiert die Übersetzungen. Es entsteht ein Polylog zwischen drei Frauen, die sich nie begegnet sind, und zwei Gedichten, die einander entgegengesetzte Vorstellungen von Schicksal enthalten.
In der rhythmisierten Verwebung von Worten und Sätzen spiegelt die Komposition Inhalt und Form der Gedichte und den Vorgang des Übersetzens wider. Der Aufbau des Stücks verweist auf Wiederholung als maßgebliches Prinzip für die Verankerung kulturellen Erbes in der eigenen Identität.
Es geht um die Frage, wie Menschen, die sich zwischen Sprachen bewegen, mit den Schwierigkeiten und der Unmöglichkeit von Übersetzung umgehen. Denn in Klang, Rhythmus, Melodie, Wort und Struktur gleicht keine Sprache der anderen.
Скатертью, скатертью
дальный путь стелется
и упирается
прямо в небосклон
каждому, каждому
в лучшее верится
катится, катится
голубой вагон
Einem langen Tischtuch gleich
breitet sich der Weg aus
und stößt ganz hinten an
direkt am Horizont
und ein jeder unter uns
glaubt an das Bessere
und indessen rollt und rollt
der hellblaue Waggon
Text: A. Timofejevskij
Übersetzung vom Russischen ins Deutsche von Jana S.
Bild aus dem Zeichentrickfilm Schapokljak.
Я в путь пойду
пусть злится ветер грозный
Я в путь пойду
на встречу бурю грозной
Ich gehe den Weg
trotz dem boshaft Wind schrecklich
Ich gehe den Weg
entgegen Sturm schrecklich
Übersetzung vom Russischen ins Deutsche von Aminat K.
Zeichnung von Aminat K.
extraterrestrisches ohrensausen
hatte am wochenende die gelegenheit, ein "theremin" live in action zu erleben. das theremin ist ein elektronisches instrument, das 1919 von einem russen erfunden wurde und bis heute von dem zauber lebt, dass es allein durch handbewegungen in seinem magnetfeld zum klingen gebracht wird.
dieser lady aus graz haben wir am samstag beim petersburger cyber art festival gelauscht. ein intergalaktischer hörsturz.
20.11.2011
19.11.2011
rauf und runter läuft die zeit
zum zeitgefühl der stadt.
merke: an den fußgängerampeln werden die sekunden, die zum überqueren der straße verbleiben, abgezählt. loslaufen bei 0:03 ist keine gute idee.
anders in der metro: hier werden die minuten und sekunden angezeigt, die seit abfahrt des letzten zuges verstrichen sind. auch eine interessante methode, bei der man raten/schätzen kann, wann der nächste kommt, was circa alle zwei minuten der fall ist.
und noch eine anmerkung zu meinem persönlichen zeitgefühl: sie läuft, sie fliegt, sie rast nur so dahin! was für eine gute entscheidung, ganze zwei semester hierzubleiben. eines wäre viel zu wenig, das erste ist ja quasi schon vorbei.
eine gefühlte zeitbeschleunigung gibt es auch durch zahlreichen besucher: dieses wochenende sind mein hostbro mark aus neuseeland und ein freund zu gast; am mittwoch kommt auch schon andi für vier tage. yeih! ich freu mich!
18.11.2011
happy uni
bisher noch nicht vorgestellt: meine fakultät. ich studiere hier an der psychologischen. wer sich fragt, warum: das austauschprogramm läuft über das wiener institut für bildungswissenschaften, wo ich einen teil meines lehramtstudiums absolviere - kurse zu pädagogik, entwicklung, erziehung usw.
das gleiche mach ich nun hier, bloß auf russisch. die kurse, die ich hier belege, sind inhaltlich sehr gut gemacht; alle bedenken, dass ich mit sowjetischer drill-pädagogik nach hause zurückkehre, könnt ihr beruhigt ad acta legen.
das gebäude ist hell, sauber und freundlich; meine ehemalige mitbewohnerin sandi meinte sogar, der besuch der fakultät sei "eine heilsame erfahrung".
das gleiche mach ich nun hier, bloß auf russisch. die kurse, die ich hier belege, sind inhaltlich sehr gut gemacht; alle bedenken, dass ich mit sowjetischer drill-pädagogik nach hause zurückkehre, könnt ihr beruhigt ad acta legen.
das gebäude ist hell, sauber und freundlich; meine ehemalige mitbewohnerin sandi meinte sogar, der besuch der fakultät sei "eine heilsame erfahrung".
alles in allem sind meine erwartungen, was die uni betrifft, bei weitem übertroffen worden. alles gut organisiert und größtenteils interessante vorlesungen. das ist doch mal ein gutes zwischen-resümee!
auch die kantine ist durchwegs brauchbar, im vergleich zu dem fraß an der angewandten.
17.11.2011
park as you wish
als fußgängerin hat man hier kein leichtes leben. situationen wie diese, wo sich mir in wien die nackenhaare sträuben, ich mich aufplustere und losschimpfe wie ein rohrspatz und schnaubend und spuckend meinen weg fortsetze sind hier so normal, dass sich die aufregung nicht lohnt oder zum baldigen herzstillstand führen würde.
aber nicht nur die russInnen parken gerne im fußgängerbereich. hier demonstriert ein fürstenfelder am ligovskij prospekt seine parkkünste.
15.11.2011
saposchki moi
gerade noch rechtzeitig mein schuhwerk für den winter aufgerüstet, der uns wohl bald ins haus steht. noch hat es nicht wirklich geschneit, aber lange kann es nicht mehr dauern, den frostigen temperaturen nach zu schließen. daher: ab auf die sadovaja uliza, wo sich auf einem knappen kilometer die stadtweit höchste dichte an schuhläden finden lässt. und dort habe ich nicht einfach warme stiefel - sapogi - gekauft, nein, das seien - saposchki - stiefelchen, so die verkäuferin. oh, wie liebe ich das russische diminutiv! alles und jeden kann man damit aufs zärtlichste verniedlichen.
dieses fröhliche liedchen eignet sich hervorragend, um meiner grenzenlosen freude über die nun warmen füßchen ausdruck zu verleihen. sapogi, sapogi!
14.11.2011
weekend in action
was für ein wochenende! begonnen hat es eigentlich schon am donnerstag abend, julia und ich auf ein bier oder zwei im loft projekt etagi am ligovskij prospekt. ein sehr schöner, megahipper ort mit ausstellungsräumen, cafe usw. und einer terasse, auf der es sich im sommer bestimmt fein sitzen lässt.
am samstag gab es vom deutsch-russischen austausch eine veranstaltung zur gestaltung von stadtführungen. dazu wurde ein russischer professor eingeladen, der in moskau, petersburg, nyc und rom stadtführungen mit architektur-schwerpunkt namens velonight veranstaltet. das sind ziemliche events sein, bei denen tausende von leuten nachts mit dem rad durch die straßen fahren und per radio infos zu den besuchten orten erhalten.
samstag abend hab auch ich mich noch auf eine nächtliche stadttour begeben. ein neuer bekannter von der uni hat mich auf ein getränk in einer art russischen KFC eingeladen und danach sind wir noch mit seinen freunden durchs nächtliche petersburg zu den wohnhäusern der dichter daniil charms und iossif brodskij spaziert. die majakovskaja uliza entlang, gespräche über literatur. wiedermal hat sich bestätigt, was meine russischprofessorin stets prophezeit hat, nämlich, dass sämtliche russInnen sämtliche gedichte auswendig können, alle bücher gelesen und alle filme gesehen haben. und nichts weniger von ihrem gegenüber erwarten...vor dem haus von daniil charms gab es dann eine spontan-rezitation, das war ganz wunderbar.
am sonntag noch eine interessante veranstaltung: der "3. intellektuelle flohmarkt - worte & sachen" im zentrum für junge forschung. im programm: vorträge zum thema "revolution in der stadt", ein bücherflohmarkt, eine fotoausstellung, ein workshop zu "revolutionärem hand-made", fotoecke mit einer michel-foucault-puppe und der bau einer blockade. das nenne ich eine unterhaltsame heransgehensweise ans thema!
gestern abend noch ein klassisches ballett im rimskij-korsakov konservatorium bei uns um die ecke. gezeigt wurde das stück "giselle". großes, klassisches ballett mit allem, was dazu gehört. was für ein fantastischer kostümschinken!
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Jana S. ist in Russland geboren und lebt seit ihrer Kindheit in Deutschland.
Aus: Gespräch mit Michaela L., am 30.06.2010
Michaela L. unterrichtet Russisch als Fremdsprache.
Aus: Gespräch mit Aminat K., am 03.10.2010
Aminat K. kommt aus Tschetschenien und lebt seit 2005 in Österreich.